Kinderwagen Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/kinderwagen/ Geistreiche und geistlose Anekdoten über das Leben als Dreifach-Papa Wed, 27 Dec 2017 17:14:09 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7 https://www.papasrabauken.de/wp-content/uploads/2017/12/cropped-Signet-32x32.png Kinderwagen Archive - Der Ratgeber-Blog für Väter und alle, die es mal werden wollen https://www.papasrabauken.de/tag/kinderwagen/ 32 32 Plötzlich beliebt oder warum mich jetzt alle Welt anlabert https://www.papasrabauken.de/2017/08/20/ploetzlich-beliebt/ https://www.papasrabauken.de/2017/08/20/ploetzlich-beliebt/#respond Sun, 20 Aug 2017 19:15:55 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=82 Wie ich neulich schon einmal vage andeutete, bin ich während des letzten Jahres, in dem neben unserem Thronfolger nun auch Zwillings-Prinzessinnen unser Leben bereichert haben, einem Phänomen auf die Spur gekommen, das sich mir bisher noch nicht vollends erschlossen hat. Müsste ich dem Dingens einen vorläufigen Namen geben, würde ich es das Mehrlings-Vater-Symphatie-Bonus-Mysterium nennen. Meine … Plötzlich beliebt oder warum mich jetzt alle Welt anlabert weiterlesen

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Wie ich neulich schon einmal vage andeutete, bin ich während des letzten Jahres, in dem neben unserem Thronfolger nun auch Zwillings-Prinzessinnen unser Leben bereichert haben, einem Phänomen auf die Spur gekommen, das sich mir bisher noch nicht vollends erschlossen hat. Müsste ich dem Dingens einen vorläufigen Namen geben, würde ich es das Mehrlings-Vater-Symphatie-Bonus-Mysterium nennen.

Meine Theorie lautet: Die Attraktivität eines Mannes im Sinne einer symphatisch-liebenswerten Wirkung auf den Otto-Normal-Mitbürger die eine unmittelbar danach startende Konversation mit sich führt sinkt mit einem Kind gen Null, explodiert dann aber geradezu, wenn man Vater von Zwillingen wird.

Fall 1: x = 1 Kind

Ach waren das noch Zeiten: Ein Kind. Ein Kind ist wie kein Kind, sobald man zwei hat. Oder drei. Dann sind zwei Kinder wie kein Kind. Nun gut, das ist eine andere Theorie. Seien wir mal ehrlich. Mit einem Kind wirkst du als Mann ungefähr so attraktiv und symphatisch wie ein feuchtes Stück Toastbrot. Glaubst du nicht? Der Unterschied zu „vorher“ ist jedenfalls nicht zu leugnen. Eben noch als Kinderloser täglich die Clubs und Bars deiner Hood unsicher gemacht, morgens trotzdem frisch geduscht und rasiert in deinen geleckten Nike-Tretern zur Arbeit geradelt. Dort bist du DER Swag schlechthin, der mit iPhone und Blendamed-Lächeln pausenlos ungefragt von deinen Hobbies Fitness und Shopping (als Mann?!) berichtest. Okay, ist nicht ganz fair. Es sind nicht alle Kinderlosen so oberflächlich. Aber jeder von uns kennt doch mindestens einen Vertreter aus dieser Fraktion und denkt gerade an ihn, oder?!

Wie auch immer. Auch wenn du keinen extrovertiert-ruinösen Mini-Arschloch-Lebensstil pflegst, erlebst du nach der Geburt deines ersten Kindes fulminante Veränderungen in deinem Leben. Da wäre zuerst der mangelnde und mehrfach unterbrochene nächtliche Schlaf, der dir Furchen unter die Augen gräbt, die tiefer sind als die moralischen Abgründe eines Donald Trumps. Aufgrund der als Folge daraus vermehrt auftretenden Unkonzentriertheiten tagsüber baust du auch auf Arbeit ab und an schon mal einen echten Bock, auch die inzwischen meist nur noch ungebügelten Karohemden lassen dich nur bedingt seriöser erscheinen. Und immer häufiger lässt du auch mal eine Rasur aus. Mit Kumpels triffst du dich nur noch, wenn dein Nachwuchs mal mit der Mama zur Oma flieht. Und das Schlimmste kommt erst noch. Du selbst bist trotz aller negativen Begleiterscheinungen zwar stolz wie Oskar auf dein eigen Fleisch und Blut, aber damit bist du auch der Einzige auf dieser Welt. Gehst du mit deinem einen Kind spazieren, nimmt dich so ziemlich niemand in der Öffentlichkeit wahr. Echt. Dafür gibt es einfach viel zu viele von diesen Einlings-Kindervätern. Anders als vor 20 Jahren, wo sich die Nachbarschaft noch das Schandmaul zerrissen hätte, wenn du als Papa vormittags allein mit dem Kinderwagen durch die Gegend semmelst, ist es heutzutage etwas völlig Banales. Austauschbar. Ätzend langweilige Normalität. Väter mit einem Kind im Wagen sind so außergewöhnlich wie stumpfes Geschirr aus dem Geschirrspüler. Gar nicht. Niemand nimmt in der Öffentlichkeit von dir Notiz, du bist nur ein Nichts, das ständig Sauerstoff verbrennt. Der Tiefpunkt deiner Attraktivität. Darunter gibt’s nichts mehr, außer die AfD vielleicht.

Fazit: Wenn du von der Gesellschaft eh die Schnauze voll hast und nichts von deinen Mitmenschen erwartest, dein kleines Häuschen im Grünen schon zur Hälfte abbezahlt hast und dir (d)eine Frau für die Ewigkeit ausreicht, dann solltest du ab jetzt immer verhüten. Oder gleich schnipp schnapp. Dann brauchst du nämlich kein zweites Kind mehr. Viel Spaß mit deinem Einzelkind. Amen.

Fall 2: x = 2 Kinder, kurz nacheinander geboren, auch als Zwillinge bekannt

Zwillinge generieren im Vergleich zu Einlingen für dich als Vater ungleich mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Das ist ganz einfach mal Fakt. Um das zu erkennen, brauchte ich mich nur ein Mal mit dem Zwillings-Kinderwagen vor die Tür wagen, nur ein einziges Mal.

Heute spielen wir wieder Zwillings-Bullshit-Fragen-Bingo

Rein statistisch gesehen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsgeburt bei 1:85. Sprich, auf 85 Einlings-Kinderwagen schiebende Väter kommt EIN einen Zwillingskinderwagen schiebender Zwillingsvater – Drillinge oder gar noch andere Exoten-Mehrlinge lassen wir bei der Betrachtung mal außen vor (Euch nur verdammt viiiiiiiiiiel Glück und Puste gewünscht!!). Die Reaktionen, die ein mit Zwillingen besetzter Kinderwagen in der Öffentlichkeit hervorruft, sind tatsächlich außergewöhnlich. Von jeder Seite wirst du angequatscht. Egal wie zerknittert du auch ausschaust – nachdem du in der vorangegangen Nacht womöglich kaum ein Auge zugemacht hast – wildfremde Menschen sprechen dich an, überall. In der Mehrheit sind es Rentner und Frührentner, ganz selten einer U40. Eher Frauen als Männer. Meist mindestens gehobener Mittelstand statt Arbeiterschicht. Nachdem sie den sabbernden Nachwuchs mit einem süffisanten Lächeln von oben bis unten begutachtet haben, wird die folgende Konversation oft wie folgt dreisilbig eingeläutet: „Eineiig?“

Diese kurze Frage, die wohl jeder zwillingslose Mann irritierterweise nur mit einen kurzen Blick in die eigene Buxe beantworten könnte, ist einer der Klassiker schlechthin. Meist ein wenig enttäuscht wenn die Frage negiert wird, lässt es sich der gemeine Nachfrager aber natürlich nicht nehmen, ein „die sehen sich aber trotzdem ähnlich“ rauszuhauen. Jawoll, die Augen funktionieren also noch, trotz Hornhautverkrümmung und Grauem Star. Manchmal frage ich mich, ob es Leute gibt, die Eineiigkeit auch bei einer Mädel-Bub-Konstellation erfragen würden. Hmh. Biologie. Sechs. Setzen!

Keimende Hoffnungen und dunkle Abgründe

Ja, meist beginnt so eine Konversation tatsächlich etwas steif und hanseatisch kühl im Abgang. Wie ein schlechtes Date. Aber erstaunlicherweise erfahre ich, nachdem das erste zwischenmenschliche Eis gebrochen ist, dann doch ein Menge Wissenswertes und Interessantes aus dem Leben dieser Fremden:

Wie beispielsweise das Ruhestands-Ehepaar, das uns beim Bio-Bauernladen über den Weg läuft und das fünf (!) Töchter großgezogen hat. Okay, wahrlich kein Zuckerschlecken, arbeitet es in meinem Kopf. Da bin selbst ich auf einmal mucksmäuschenstill und lausche andächtig den Ausführungen, wie man mit fünf Mädels klarkommt. Respekt.

Ganz anders dagegen die Mitfünfzigerin, mit der wir im nicht wirklich wilden Wildgehege beim Besuch von süßen Rehkitzen und mächtig eingesauten Mini-Wildschwein-Frischlingen die Wege kreuzen. „Junge UND Mädchen?“, schallt es mir mit fester Stimme entgegen. „Nein, es sind tatsächlich zwei Mädels“, raune ich angepisst zurück und sehe mich schon beinahe dazu gezwungen meine Farb- und Baby-Kleidungswahl rechtfertigen zu müssen. Da trifft es mich gänzlich unvorbereitet, wie ein linker Haken von Mike Tyson: „Da haben Sie ja Glück, dass es Mädchen sind, die werden Sie dann ja im Alter gut pflegen.“ Ich gehe zu Boden, innerlich. Macht mich die Dame gerade zum Pflegefall? Wer wechselte eben noch gerade wessen Windeln? Für eine Zehntelsekunde schweifen meine Gedanken bei offenem Mund ab und ich ertappe mich dabei, wie ich vierzig Jahre überspringe und mich in einem großen Krankenbett liegen sehe, rechts und links meine Kinder, die mir den Sabber aus dem Gesicht wischen. Rechtzeitig bevor mich der Ringrichter ausgezählt hat, erwache ich aus dem Sekundenkoma. Mehr als ein „ich hoffe, die beiden haben bis dahin noch ein wenig Zeit“, kriege ich aber spontan nicht heraus. Oh man(n), bei den Presswehen welches meiner Kinder ist mir eigentlich meine Schlagfertigkeit abhanden gekommen? Nach dem ersten Schock versuche ich dann doch noch eine Lanze für die männliche Nachkommenschaft zu brechen und erwidere, dass es meines Erachtens auch viele Söhne gäbe, die sich um ihre alternden oder kranken Eltern kümmern. Die einen länger, die anderen nur für kurze Zeit. Intensiv und emotional belastend ist es aber vermutlich für alle.

Nun gut, sonderlich attraktiv scheint mich die Dame trotz der Zwillinge nicht zu finden, wenn sie mich schon vor ihrem inneren Auge als siechenden alten Knacker sieht. Aber immerhin sprach sie mich bezüglich eines Themas an, das sie vermutlich persönlich stark beschäftigt und das heutzutage in der Gesellschaft leider immer noch geflissentlich „übersehen“ wird, denke ich mir im Nachhinein. Zwillinge und ihre Väter regen also auch zur Diskussion sozialer und gesellschaftspolitischer Grundfragen an. Gern geschehen!

Das geographische Epizentrum der Fremd-Kontaktaufnahmen mit mir als Zwillingspapa liegt jedoch an einem anderen Ort als hier in der verlassenen Waldeinöde mit Wildschwein-Duft. Der Ort, an dem ich am Oftetetetesten angesprochen wurde, ist ganz unspektakulär… eine Drogerie. Während eines 15-minütigen Zwischenstopps dort kommt es vor, dass ich von bis zu fünf unterschiedlichen Personen angesprochen werde. Überall im Laden – ob ich nun vor den Bio-Müllsäcken stehe, die übrigens nach acht Tagen doch durchsuppen, die Damen-Hygiene-Abteilung wegen diesen Dingern mit den Flügeln inspiziere oder diverse Raumsprays teste, um endlich den betäubenden Volle-Windel-Duft aus den eigenen vier Wänden zu pusten – immer und überall kommen diese fremden Neugierigen, beugen sich trotz Hüftprothese gaaaanz tief über den Nachwuchs und die Süßholzraspelei beginnt: „Die sind aber wirklich süß. Und so artig. Schreien ja gar nicht.“ In diesen Momenten möchte ich gern die Uhr um 30 Minuten zurückdrehen, als mir die Mini-Nazis beim Anziehen auf der Nase rumtanzten. Oder ich erinnere mich kurz an den hysterischen Schreikrampf vom Frühstück, als ich mir erlaubte meine Mini-Gourmets ein wenig dafür zu kritisieren, dass ich das mit unendlich viel Liebe selbst zubereitete halbe Kilo Haferbrei zu neun Zehnteln vom Boden aufkratzen durfte statt es in den Mäulern der Kinder verschwinden zu sehen. Das glaubt mir in dem Moment niemand der Anwesenden, allen Bezeugungen zum Trotz. Sogar Beweisfotos werden nicht als solche anerkannt. Das pausbäckige Grübchenlächeln auf der einen Seite des Kinderwagens in Kombination mit dem aufreizend langgezogenen „Paaaaapa“-Brabbeln auf der anderen Seite untergräbt meine Glaubwürdigkeit in diesem Moment immens. 1:0 für die Kinder. Halbzeitpause.

Ganz offensichtlich nicht offensichtlich

Ein weiterer Klassiker im Zwillings-Bullshit-Fragen-Bingo fehlt aber noch. Nachdem ich die Kassiererin und ihre Kasse hinter mir gelassen habe und eilig alle benötigten Kopfbedeckungen zur Nutzung reaktiviert habe, taucht vor dem rettenden Ausgang  noch eine weitere weibliche Gestalt mit bunt angemaltem Gesicht auf und ergötzt sich mitsamt gefühlt vorgetäuschtem Mitleid an meiner jämmerlichen Erscheinung (Augenringe, Knitterhemd, 49-Tage-Bart usw.): „Die machen aber auch bestimmt viel Arbeit, oder?“ Nein. Der Papst ist nicht katholisch. Bei der Deutschen Bahn fahren alle Züge pünktlich und der FC wird dieses Jahr ganz sicher wieder Meister. Nein, zwei Kinder machen nicht viel Arbeit. Zwei Kinder sind wie Zeit und Antizeit – da wo sie sich begegnen, heben sie sich gegenseitig auf. Zwei Kinder sind also wie kein Kind. Geistesgegenwärtig entgegne ich stattdessen mit perfekter Inszenierung: „Ja, schon ein wenig, aber sie geben einem auch unheimlich viel zurück.“

Innerlich zerrissen ob meiner feigen Lüge und kopfschüttelnd verlasse ich mit einem gequälten ‚Bis bald‘ den Ort des Geschehens und trinke hastig meinen Energy Drink aus.

Morgen gehe ich wieder mit den Kindern spazieren und es wird mich jemand ansprechen. Garantiert. Und irgendwie freue ich mich inzwischen trotzdem darauf.

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Top 5 – Warum Zwillinge etwas wirklich Außergewöhnliches sind https://www.papasrabauken.de/2017/07/17/top-5-warum-zwillinge-etwas-wirklich-aussergewoehnliches-sind/ https://www.papasrabauken.de/2017/07/17/top-5-warum-zwillinge-etwas-wirklich-aussergewoehnliches-sind/#respond Mon, 17 Jul 2017 15:00:18 +0000 https://www.papasrabauken.de/?p=66 Zwillinge machen Arbeit, viiiel Arbeit – und Dreck, viiiel Dreck – ach ja, und Krach, und Freude, ja, manchmal auch das. Im Vergleich zum normal nervenden Einling sind Zwillinge wahrhaftig die potenzierte Kindsurgewalt. Glaubt ihr nicht? Hier sind meine persönlichen Top 5 Beweise, warum es mit Zwillings-Babies gaaanz anders als mit Einlingen ist. 1. Deine … Top 5 – Warum Zwillinge etwas wirklich Außergewöhnliches sind weiterlesen

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Zwillinge machen Arbeit, viiiel Arbeit – und Dreck, viiiel Dreck – ach ja, und Krach, und Freude, ja, manchmal auch das. Im Vergleich zum normal nervenden Einling sind Zwillinge wahrhaftig die potenzierte Kindsurgewalt. Glaubt ihr nicht? Hier sind meine persönlichen Top 5 Beweise, warum es mit Zwillings-Babies gaaanz anders als mit Einlingen ist.

1. Deine zwei Arme sind immer einer zu wenig

Schon direkt nach der Geburt deiner Zwillinge, du hast gerade erst verarbeitet, dass alle Ultraschalle Recht hatten und das eine Wunschbaby nicht doch ein Echo geworfen hat, hast du als Papa das Problem, dass du so gar keine Hand frei hast, um so ganz banalen Tätigkeiten nachzugehen, die man als Mann nun mal macht, z.B. um dich zu kratzen. Egal wo.

Während Mama noch „zugemacht wird“ oder sich bereits das erste Piccolöchen gönnt, hast du als Vater bereits den ersten Ernstfall zu bewältigen. Links auf dem Arm eine Maus, rechts die andere. Und dann spürst du, wie es langsam am Rücken anfängt zu jucken. Ach was, so ein kleines Jucken, was kann das schon anstellen?! Dafür habe ich doch zwei bezaubernde Wesen auf den Armen. Hmmh, eine Minute geht das gut, vielleicht auch fünf, aber spätestens nach zehn Minuten treibt dich so ein kleines Jucken dermaßen in den Wahnsinn, dass du kurz davor bist die gynäkologische Fachärztin mit Doktortitel, die immer noch am „Zumachen“ deiner Frau ist, zu bitten ihre Nägel in deinen Rücken zu bohren. Schön langsam, einen nach dem anderen. Aber nur kurz davor. Zwillings-Väter kennen nämlich keinen Schmerz.

2. Der Körper-Airbag

Zwillinge lernen nicht zwangsläufig später als Einlinge das Laufen, genauso wie sie weder länger brauchen für das erste Wort, die erste feste Wurst noch das erste Fernsehverbot. Allerdings fällt eine(r) der beiden glücklicherweise fast nie auf den harten Boden, sondern grundsätzlich auf das Geschwisterchen. Ob Bauch, Rücken, Beine, Kopf (!), Füsse oder Arsch, es gibt kein Körperteil, dass nicht mindestens einmal täglich als menschlicher Airbag herhalten muss. Was Zwilling eins kauernd am Boden damit als menschliches Schutzschild für Zwilling Nummer zwei leistet, kann man also gar nicht hoch genug bewerten.

3. Forget Rückenschule

Wenn ihr das nächste Mal Eltern von frisch geborenen Einlingen seht, schaut euch doch mal deren Körperhaltung an. Genauer gesagt, die bis zur Unkenntlichtkeit verbogenen Strukturen, die früher mal Rücken und Schultern gewesen sein sollen. Spätestens ab Lebenswoche FÜNF, wenn die kleinen Kacker dank Muttermilch oder Milupa ordentlich Fett ansetzen, wird der anfangs ach-so-leichte Maxi Cosi mal eben schnell zum vollen Kasten Bier – im übertragenen Sinn. Und den dann mal eben zum Kinderarzt, in die Mall, aus dem Auto, in das Auto oder wegen der andauernden eigenen Höllen-Rückenschmerzen vom Parkplatz die vier Stockwerke zum Kassen-Orthopäden hochzuwuchten, jaaaa, da verabschieden sich die Bandscheiben mal eben so schnell wie Rekruten in der Grundausbildung; die Wirbelsäule verformt sich zum doppelten Fragezeichen, und bei Regen läuft das Wasser zukünftig dank der hängenden rechten Körperhälfte schön über den Buckel und die Schulter ab. Meist findet man Einlings-Eltern dann später vor Apotheken herumlungernd, um sich mit Ibuprofen-Nachschub zu versorgen oder jahrelang mit Abo in der Rückenschule. Bei Zwillingen bleibt dir all das erspart. Wer mal zwei vollbepackte Römer-Sitze samt 12-monatigem Mops-Inhalt kerzengerade durch die Gegend getragen hat, weiß, wovon ich schwärme. Gleichgewicht halten ist Alles. Dazu muss man nicht mal Waage sein!

4. Hinz und Kunz – und viele andere nette Leute

Jeder, der mal mit einem vollbesetzten Zwillingskinderwagen durch die Gegend gelaufen ist, sei es, um kurz Babybrei-Nachschub von LIDL zu besorgen, der übrigens auch hungrigen Vätern schmeckt, oder um einen Koffein-und Zucker-Rettungs-Latte Macchiato mit Extra Caramel beim Bäcker um die Ecke zu bestellen, oder einfach nur beim Spazierengehen, um das nächtliche Laktat aus den Beinen zu laufen, dass sich durch 84-maliges Aufstehen gebildet hat – immer, ja wirklich immer, gibt es auf dieser Welt jemanden, der dich aus heiterem Himmel anspricht. Da magst du selber aussehen wie der letzte Oger, ungeduscht, nach billigen parfümfreien Feuchttüchtern riechend, um den Gestank deiner Windel-Hände zu übertünchen oder unrasiert mit einem ZZ Top-Gedächtnis-Bart ausgestattet, der deiner Familie ausser einem „Taliban-Kompliment“ nichts mehr abgewinnen kann. Selbst dann sprechen dich wildfremde Leute an. Auch das große „Fuck you“ auf deiner Stirn wird vom anstürmenden Pöbel geflissentlich übersehen. Als ich nur Einlings-Vater war, interessierte sich in der Öffentlichkeit so ziemlich niemand für mich und meinen Stammhalter. Zwillinge ändern diesen Status garantiert. Auch das Muster der Ansprache ist nahezu jedes Mal identisch oder zumindest in großen Teilen sich frappierend ähnelnd. Dazu später aber mal mehr. Als Zwillings-Dad bist du im Vergleich zum schnöden Einlings-Vater auf jeden Fall etwas Besonderes – das lassen dich jeden Tag viele deiner Mitmenschen wissen, ob du willst oder nicht.

5. Es kommt nicht nur auf die Länge an

Pfui. Alle mal wieder runterkommen von dem Gedankenporno grad. Es geht hier nicht um die Länge, sondern um die Breite. Vom allerwichtigsten Spielzeug eines Vaters. Vom Kinderwagen, ihr Lustmolche. Einlings-Kinderwagen sind heutzutage schon was Feines. Keine sperrigen 15 Kilo-Monster mehr. Außer man kauft sich diese Retro-Dinger – so ganz ohne ABS, Fahrspurassistent und Servolenkung, weil das ja angeblich wieder so „IN“ ist, Kinder in Panzern durch die Gegend zu schieben. So „IN“ wie Fokuhila und Dosen-Ravioli. Außer für jene Menschen, die ihre Einlinge lieber in großkupfernden Mercedes-liken Kinderwagen mit dem iPhone 7 Plus im Dauer-Anschlag die Straßen hinauf und hinunter stoßen, diese Instagram-Trolls, ja für alle anderen gibt es heutzutage eine Riesenauswahl an handlichen, praktischen, leicht zu bedienenden, formschönen, modischen und einfach nur schicken Kinderwagen. Und ganz ehrlich, wer hat seinen Kinderwagen, nachdem der erste Balg endgültig nicht mehr vom Laufen abzuhalten war, NICHT fein säuberlich in den Schuppen, die Garage oder auf den Dachboden gestellt, um ihn beim zweiten positiven Schwangerschaftstest mit breitem „Ich-habs-ja-gewusst-dass-es-ein-Mädchen-wird-Grinsen“ wieder rauszukramen?! Pustekuchen!! ZWEI piepende Punkte auf dem Ultraschall. Zwei Mutterkuchens. Zwei Fruchtblasens. Alles Wörter, die man sonst nur im Singular in den Mund nimmt – also verbal. Wobei einige inzwischen Ersteres ja auch in den Mund nehmen und dann feste zubei… Naja, anderes Thema. So schnell wie Angela Merkel ihre grundlegende Haltung in konservativen Heiligtümer-Themen der Union ändert, so schnell hat sich der Plan des „Recyclens“ deines alten Kinderwagens erledigt, wenn du Zwillinge erwartest. Eine erste obligatorische Amazon-Suche lässt Fürchterliches erahnen. Bei Mobile.de werden italienische Kleinstwagen anschließend mitunter günstiger angeboten als das gesuchte Gefährt. Sogar Traktoren wirken neben Zwillingswagen wie süße Spielzeug-Autos. Letztlich überzeugt dich dann doch die Fleischereifachverkäuferin, ähh beziehungsweise die Zwillingskinderwageneinzelhandelsfachverkäuferaushilfsassistentin, die schnurstracks das Macbook unter den vier ausgestellten Modellen im 1000-Quadratmeter-Ausstellungsraum ansteuert. Immerhin gab’s den Kaffee umsonst. Sämtliche Freudentränen, die du nach dem Erwerb des neuen Zweitwagens der Familie vergossen hast und die jetzt langsam über deine Wangen laufen, erkalten in dem Moment zu einem eiskalten Wangen-Gletscher, als du den neuen Mittelklasse-Kinderwagen das erste Mal durch die Haustür schieben möchtest… und steckenbleibst. „Was hast du denn da für einen Mist gemessen?“, raunzt dich das kurz-vorm-doppel-wurf-stehende und mit Hormonen randfüll gefüllte Weib von hinten an. Jetzt müsste mal ein „Ruck durch Deutschland gehen“, denkst du dir. Sagte schon unser BuPrä a.D. Roman Herzog, Gott hab ihn selig, oder halt wenigstens ein Ruck durch meine Haustür! Und siehe da, manchmal geschehen noch Zeichen und Wunder. Ob das die Kassen bei Rossmann, LIDL und Real, die Eingangs-Pforten im Bürgerbüro oder der KfZ-Zulassungsstelle genauso gelassen sehen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Es kommt halt IMMER auf die Breite an.

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